Es müssen nicht immer Kolibris sein. Massenschlafplätze sind mindestens ebenso spektakulär wie vogelkundliche Raritäten. Wenn die Abendsonne den Horizont berührt und Krähen in langen Schwärmen über die Stadt ziehen kann man erahnen, weshalb Massenvögel die Menschen schon vor Jahrtausenden beeindruckt haben.

Auffällig sind Krähenschlafplätze, die sich im Spätsommer bilden und in den Wintermonaten oft tausende Köpfe zählen. Die Massierung täuscht eine Überbevölkerung vor,. denn überwiegend sind es Vögel aus großen Einzugsbereichen und Wintergäste aus Nord- und Osteuropa.

Oft liegen Schlafplätze erstaunlich menschennah. Dabei zeigen sie große Toleranz gegenüber Lärm und anderen Störungen. Dennoch überwiegen die Vorteile: Die Stadt ist warm, schneearm und bietet Abfälle zum Fressen, Kunstlicht in kurzen Wintertagen, Masten und hohe Bäume als übersichtliche Sitzplätze.

Das faszinierende Naturschauspiel beginnt weit ab vom Krähenschlafplatz. Auf Feldern, Müllkippen und anderen Nahrungsplätzen scharen sich nachmittags die ersten Trupps. Sie bilden größere Schwärme und brechen vor Sonnenuntergang zum Schlafplatz auf. Im Dämmerlicht treffen dort aus allen Himmelsrichtungen Schwärme ein. Vom Himmel schweben sie herab, um mit anwesenden Vögeln zu kreisen und sich dann niederzulassen. Im Schwarm herrscht eine soziale Struktur: Dominante Vögel bekommen die geschützteren Plätze.

Strommasten und Leitungstrassen sind wahre Kristallisationspunkte für die Krähen. Erst sitzen nur wenige Vögel auf den Drähten, dann folgen immer mehr. Häufig fliegt die Schar auf, kreist krächzend und lässt sich erneut nieder. Diese Prozedur zieht sich oft bis in die Dunkelheit. Mit ihrer Hilfe wird die "Schwarm-Stimmung" übertragen, die die Masse von Individuen synchronisiert und koordiniert.

Morgens verlassen die Vögel mit Sonnenaufgang den Schutz der Vegetation, setzen sich in die Baumkronen und starten truppweise zur Nahrungssuche in die Umgebung. Im Frühling ziehen die Saatkrähen in ihre Brutgebiete zurück und bei Standvögeln wie Elstern erwachen Bruttrieb und Territorialität. Ab März verkleinern sich die Schlafgemeinschaften und lösen sich im April oft ganz auf. Nur Nichtbrüter bevölkern auch im Sommer Schlafplätze während die Brutpartner paarweise in ihrem Revier nächtigen.

Exkursion 
Im Krabat Beweggungstheater-Ticket inbegriffen ist die Berechtigung zur Teilnahme an einer Exkursion zum Krähenschlafplatz in Wettingen, organisiert vom Vogel und Naturschutzverein Wettingen. Eine Anmeldung ist nicht erforderlich. Datum: Freitag 17.10.2014, Treffpunkt: Coop Tägi 18.00 Uhr, Dauer zirka eine Stunde.